Shuren: der Geist der japanischen Ausbildung
Vortrag von Takuro Okada
Ein 27-jähriger Baseball-Spieler verweigerte im Jahr 2021 die Annahme des Preises der Volksehre der japanischen Regierung, welcher eigentlich für jeden Japaner die höchste Wertschätzung darstellen würde, da die Empfänger dieses Preises als besonders gebildet angesehen werden.
Nach dem Prinzip der japanischen Bildung, versteht sich der Gelehrte immer als unreif. Sich als gebildet zu bezeichnen, wird als Anmaßung empfunden. So übt sich der Weise immer in Bescheidenheit.
Ein frisch verheiratetes, japanisches Ehepaar, dass seine Eheschließung seinen Freunden und Bekannten mitteilen möchte, fügt dem Brief meist eine Nachricht hinzu: „Wir sind noch so unreif, weshalb es schön wäre, wenn Sie uns gut ausschimpfen könnten, damit wir noch dazulernen können.“
Die Äußerung der eigenen Unreife und des Willens zum Ausbilden des Selbst gilt in Japan als selbstverständliche Formalität.
Als ein Zen-Mönch sich zu seiner Ausbildung in einem Kloster entschieden hatte, sagte ihm sein Vater er solle erst wieder zurückkehren, wenn sein Meister ihn anfängt zu loben. Der Sohn verstand den Sinn dieser Aussage sofort, denn wenn der Meister ihn anfangen würde zu loben, hätte er ihn bereits aufgegeben.
So vermag der durch diese Bescheidenheit ausgebildete Japaner erstaunliches zu verbringen. Ein Karate-Meister des 20. Jahrhunderts tötete Stiere mit nur einem einzigen Hieb. Ein Meister des Aikido bezwang trotz seiner 46 kg Körpergewicht, den massigen Body Guard von Robert Kennedy. Ein Samurai, der sein Werk wahrhaftig gemeistert hat, kann ohne einen Kampf bereits erkennen, ob er dem Gegner gewachsen ist.
Warum ist Bildung so wichtig? Für den Japaner ist die Ausbildung nicht nur die Qualifikation eines Berufs, sondern die Entwicklung seines zukünftigen Selbst, der Gesellschaft und sogar der gesamten Menschheit. Darum ist die Ausbildung nie beendet und selbst der Meister lebt immer in Demut und Bescheidenheit in Anbetracht seiner Fähigkeiten.
Was kann man durch diese Form der traditionellen Ausbildung erreichen?
Wer die Antwort gern erfahren möchte, darf hiermit an einer faszinierenden Erkundungsreise teilnehmen. Herr Okada war schon in den vergangenen Jahren mit interessanten Vorträgen Gast der DJG Berlin.
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