War es für Johann Sebastian Bach und seine Familie möglich, Informationen über das Japan ihrer Zeit zu erhalten?
Vortrag von Dr. Eberhard Spree
Die Hingabe, mit der sich japanische Musikfreunde den Werken Johann Sebastian Bachs widmen, ihr Interesse, Informationen über ihn und seine Familie zu erlangen, begeistern mich. Als Musiker des Gewandhausorchesters zu Leipzig erlebe ich das bei vielen Konzerten in Europa, auf Tourneen durch Japan oder auch persönliche Kontakte immer wieder.
Mit dem Organisten und Dirigenten Masaaki Suzuki vor der Kapelle in der Shoin Women’s University/Kobe.
2019, während der Tournee des Gewandhausorchesters durch Japan, ergab sich für mich die Möglichkeit, Masaaki Suzuki zu treffen. Wir kennen uns seit einem gemeinsamem Projekt im Gewandhaus. In der Kapelle der Shoin Women’s University/Kobe, vor der wir sitzen, konnte ich kurz vorher ein Konzert mit dem von ihm gegründeten Bach Collegium Japan (BCJ) besuchen. Es war ein großartiges Erlebnis. In dieser Kapelle nahm Masaaki Suzuki mit dem BCJ auch sehr viele Werke Johann Sebastian Bachs auf.
Daraus entwickelte sich bei mir die Frage: Hätte sich Johann Sebastian Bach auch für Japan interessieren können? oder anders formuliert: Gelangten in der Zeit, als die Familie Bach in Leipzig wohnte, Informationen über das damalige Japan in diese Stadt? Als promovierten Musikwissenschaftler reizte es mich sehr, das herauszufinden. Bekanntlich herrschten zu dieser Zeit in Japan die Tokugawa Shogune. Kontakte zu anderen Ländern waren drastisch reduziert. Als einzige europäische Institution durfte die Niederländischen Ostindien-Kompanie (Vereenigde Oostindische Compagnie –VOC) Handel mit Japan zu treiben. Die Möglichkeiten für Kontakte von Mitarbeitern der VOC mit der einheimischen Bevölkerung waren durch Verordnungen auf ein Minimum reduziert. Es wäre also davon auszugehen, dass in Leipzig nahezu nichts über das damalige Japan zu erfahren war. Was ich dann allerdings bei meinen Forschungen entdeckte, überraschte mich sehr….