Ein Beitrag von unserem Mitglied Jürgen Maeno, der zurzeit mit seiner Familie auf Shikoku lebt.
Bunraku ist ein Puppenspiel mit meist drei Puppenspielern pro Puppe. Die Geschichten sind, adaptiert aus dem Kabuki, unterhaltsam. Die Gesten sind stilisiert, welche die Spieler jahrelang geübt haben. Sie sind den unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten des alten Japans zugeordnet. Einmal die Woche treffen sie sich im Gemeindehaus von Mino und spielen jede Szene akribisch durch. Und wehe, jemand macht einen Fehler. Da wird der Ton schnell mal etwas ruppig. Ungefähr 20 Senioren sind Mitglieder im Bunraku-Verein. Neben den zwölf Puppenspielern gehören noch drei Sprecher, die einen Sprechgesang mehrerer Oktaven beherrschen, fünf Musiker an der Shamisen, der japanischen Gitarre, Schneiderinnen, Organisation und Marketing dazu. In Kagawa gibt es drei Bunraku-Gruppen. Eine finanzielle Unterstützung geht ausschließlich über privates Sponsoring.
Der schön gestaltete Theatervorhang, ist ein historischer Werbebanner. Die werbenden Sake-Brauereien sind schon lange Geschichte. Der heutige Nachmittag wird von einer Bank aus Kagawa finanziert. Seniorenförderprogramm! Aber wo sind die jungen Leute? Ist denen das hier zu verstaubt? Die Geschichten aus der Zeit gefallen? Puppentheater ist in Japan definitiv kein Kinderkram. Und doch sind einige Kinder da. Im Vorprogramm dürfen 20 Sechstklässler ein Stück vorführen. In 17 Stunden haben sie es gemeinsam mit der Puppenspiel-Leiterin einstudiert. Soweit ich das verstanden habe, geht es dabei um den Einfluss von Sake auf den menschlichen Geist. Zuletzt torkeln die Puppen mit den Kindern fröhlich von der Bühne. Alle lachen. Den ehemaligen Sponsoren hätte es gut gefallen.