Ein Artikel von Jonas John

Kyoto-Kiyomizu-dera

Von August 2017 bis August 2018 habe ich ein Jahr in Japan verbracht und meinen internationalen Jugendfreiwilligendienst (IJGD) über den Sozialen Friedensdienst Kassel an der Deutschen Schule Kobe International geleistet. Im Folgenden werde ich die Arbeit, Kobe und Besonderheiten, die ich in der Kansai Region wahrgenommen habe, darstellen.

Die Deutsche Schule Kobe International ist eine von zwei deutschen Schulen in Japan und umfasst ein Programm für Kinder von 2 bis 11 Jahren – damit also Kindergarten bis Abschluss der Grundschule. Besonders hierbei ist, dass diese Schule unteranderem Deutsch und Englisch als Pflichtsprachen ab dem Kindergarten lehrt. Deutsch lernt an einer staatlichen japanischen Schule niemand und Englisch wird meines Wissens erst ab der Oberschule angeboten (und ohne wirkliche Praxiserfahrung), weshalb diese beiden Sprachen nicht viele Japaner fließend beherrschen. Mein Aufgabenfeld lag aber mehr in der IT und Public Relations, weshalb ich Anzeigen und Werbung für die Schule gestaltet habe. Nur als Aushilfe wurde ich dann ab und zu in den Kindergarten oder in die Vorschule gerufen. Die Schule liegt, wie im Namen schon vorhanden, in Kobe auf Rokko Island, was ungefähr 20 Minuten mit der Bahn von Osaka entfernt ist.

Kobe hat neben Sannomiya und Kitano-cho noch den Mount Rokko zu bieten. Sannomiya ist der Stadtkern Kobes, was aber nicht besonders auffällt im Vergleich zu Bezirken wie Shinjuku oder Namba – nur kleiner natürlich. Besonders ist dagegen das Viertel Kitano-cho, welches Mitte des 19. Jahrhunderts sehr stark durch europäische Händler im Zuge der Öffnung Japans geprägt wurde. So findet man dort Häuser, die, ähnlich wie in Nagasaki, im europäischen Stil gebaut wurden. Kobe war ein wichtiger Handelshafen zwischen Japan und Europa, weshalb es dort heute auch noch viele internationale Bars und Restaurants gibt und es ein beliebter Wohnort für in Japan lebende Ausländer ist. Der Mount Rokko hat dementsprechend ebenfalls Einflüsse aus Europa: Die Alpen. Zwar ist der Berg mit Straßen gepflastert und man spürt auch nicht wirklich die Alpenidylle, aber dann ist dort auf einmal das Café „Edelweiß“. Ein kleines Holzhaus mit knarzenden Dielen, wo frische Rohmilch verkauft wird und aus Lautsprechern Volksmusik ertönt – so wie es auch in Österreich oder Südtirol vorkommt. Aber neben all dem bekommt man dann dort auch wiederum Macha-Latte. Nur in Nagasaki habe ich so einen starken europäischen oder westlichen Einfluss noch gesehen.

Osaka Schloss

In Osaka war ich, obwohl es wirklich nicht weit von Kobe ist, sehr selten. Das hatte damit zu tun, dass mir die Stadt, ähnlich wie Tokyo, viel zu hektisch und überlaufen schien. Orte, die mir jedoch gut in Erinnerung geblieben sind, waren das Osaka Schloss und Dotonburi. Das Schloss ist besonders empfehlenswert im Frühling zur Kirschblütenschau. Zwar machen das viele Leute dort, aber es ist eine gute Möglichkeit, Ohanami mal authentisch zu erleben und das Schloss mal von innen zu sehen. Dotonburi dagegen liegt in Namba und überzeugt definitiv mit seiner Lichtgewalt, Restaurants und Nachtleben – vergleichbar mit Shibuya/Shinjuku in Tokyo und dementsprechend ein kompletter Gegensatz zum Osaka Schloss. Am imposantesten finde ich Kyoto. Die Stadt hat neben dem Kiyomizu-dera und dem traditionellen Stadtviertel Gion viele Sehenswürdigkeiten und eine Menge japanische Geschichte zu bieten, weshalb man immer wieder hinfahren und neue Orte entdecken kann. Außerdem hat man nicht so sehr den Stress der Großstadt, wie in Tokyo oder Osaka. Die besten Beispiele sind dafür der Fushimi Inari-taisha (besonders abends) oder der Philosophenweg.

Diese Orte wirken, obwohl sie nicht weit vom Zentrum entfernt sind, sehr entschleunigt. In Kyoto wird japanische Kultur/Geschichte, Internationalität und Großstadt perfekt vereint.

Sicherlich sind noch andere Orte in der Kansai-Region, wie Himeji oder Nara sehenswert, aber das waren meine Highlights. Es lohnt sich also, beim nächsten Besuch in Japan nicht nur in Tokyo oder der Kanto-Region zu bleiben, sondern auch mal andere Ecken Japans für sich zu entdecken.